Die Thalassotherapie ( = Meeresheilkunde ) ist eine aus der antiken Hydromedizin entstandene naturheilkundliche Behandlungsform. Sie arbeitet sowohl mit dem heilenden Seeklima als auch mit der Balneologie des Meeres und verfolgt zwei Prinzipien :
Die Therapie erfolgt unter der Anleitung des die örtlichen Gegebenheiten vertrauten Badearztes.
Informationen zum Thema "Kur" gibt die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (http://www.kvwl.de)
Sie beginnt bei Hippokrates von Kos (460-377 v.Chr.) mit ausführlichen Anweisungen zur Therapie ("Corpus Hippocraticum") . Und bei Euripides (484-406 v.Chr.) steht: "Das Meer wäscht alle Übel ab".
Jahrhundertelang vergessen , wurde die Thalassotherapie erst wieder in der Aufklärungszeit durch den Arzt Richard Russel in England wiederentdeckt. Neben den am Ende des 18. Jahrh. gegründeten Seehospitzen in England folgten Bädergründungen in ganz Europa. In Deutschland: Doberan an der Ostsee (1793) und in Norderney (1797).
Nach dem 2.Weltkrieg , im Zuge des Wirtschaftswachstums und der Beteiligung der Krankenkassen, entstanden eine Vielzahl großer und kleiner Rehakliniken, Sanatorien und Kurheime an Nord- und Ostsee. Dazu die Möglichkeit, neben dem Urlaub aus gesundheitlichen Gründen auch ambulant ortsgebundene Kurmittel einzunehmen ("Offene Badekur").
Der Mitteleuropäer lebt durch die Verstädterung und ihren klimatischen Folgen
(Dunstglocke , Smog) praktisch in einem "Schattenklima". Zudem ist er durch Kleidung, Hausbau, Heizung und mangelnden Aufenthalt im Freien nicht mehr abgehärtet und dadurch abwehr schwach . Das Klima an Nord-und Ostsee ist durch unterschiedlich starke Erwärmung oder Auskühlung von Meer und Land bestimmt. See-und Landwinde treten in den einzelnen Jahreszeiten an den Küstenabschnitten in wechselnder Stärke aber jahresrhythmisch und jahreszeit-typisch auf . Diese "medizin-meteorologischen" Merkmale an den Küsten (= Witterungskomplex") bestimmen das "Reizklima" und sind wesentlicher Heilerfolg für die sog. vegetative Gesamtumschaltung des Organismus.
Die Ostseeküste gilt in dieser Hinsicht als "abgeschwächte Reizklimazone" .
Durch Ortswechsel an den Kur-/Seebadeort soll sich der Patient an die neue klimatische Umgebung Anpassen ("Adaptation") . Badetherapie am Meer führt durch die "actio" der Kur zu einer "reactio", einer Umstimmung mit günstiger, d.h. heilender Wirkung auf den Gesamtorganismus. Reguliert bzw.trainiert wird dies durch das vegetative Nervensystem und durch das Hormonsystem der innersekrelorischen Drüsen (insbes. Hypophysen-Nebennierenrinden-System).
Die Besserung erfolgt nachweislich im Kreislauf ,im Blut , in der Immunitätslage und im Hormonsystem und führt durch "Abhärtung" zu einer geringeren Krankheitsanfälligkeit (Senkung der Morbidität) und besseren Überwindung vorhandener Krankheiten (Immunmodulation) .
Der Wechsel zwischen Wärme und Kälte mit der Folge von Erwärmung und Abkühlung der Haut sind wesentlicher Bestandteil der Luftbade-Therapie und der Bewegungstherapie in freier Meeresluft. Dabei nimmt die Gewöhnung der Kältereize ("kühles Luftbad") einen besonderen Stellenwert in der Lufttherapie ein (Frigorigraphie).
Durch Baden in kaltem Meerwasser kommt es durch den Wärmeverlust zu einem ersten Frieren und zu einer Kontraktion der Kapillaren von Haut und Muskulatur. Dazu wirken hydrostatischer Druck und Auftrieb auf physikalischem Wege im Sinne des o.e. "actio-reactio" förderlich für den Prozeß der Abhärtung.
Das Sonnenbad mit seinem "aktinischen Wirkkomplex" ist wesentlicher Bestandteil einer Seeklimakur.
Die Expositionszeit richtet sich nach Hauttyp,Tageszeit (Sonnenhöhe) und bereits vorhandener Strahlungsgewöhnung. Das Sonnenlicht sichert die Vitamin-D-Versorgung des Körpers , bewirkt eine Aktivitätserhöhung von Serotonin und Noradrenalin im Gehirn und unterdrückt die Produktion des Schlafhormons "Melatonin" . Daneben ist eine Wirkung auf Neurohormone("Endorphine") nachgewiesen. Damit ergeben sich im Wesentlichen folgende lichttherapeutischen Indikationen:
Neben der Inhalation der natürlichen Seeluft durch Freiluftaufenthalt insbesondere in der Brandungszone hat Seewasser in der Aerosoltherapie (etwa 1%-iges Seewasser) der Atemwege einen unentbehrlichen Stellenwert.
Die Na+- und Cl-Ionen wirken expectorierend, hustenstillend, durchblutungsfördernd und hemmen die Bildung toxischer Sauerstoffradikale in den Schleimhäuten. Die Ca-Ionen erweitern die Bronchien (Spasmolyse).
Damit ergeben sich im Wesentlichen folgende aerosol-therapeutische Indikationen:
Ergänzend werden angeboten: